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Selbstliebe und verurteilende Gedanken

Lesezeit: ca 3:30 Min.

 

So ein Idiot!

Die ist zu blöd!

Ich bin doch blöd!

Ich schaffe das nicht!

Ich bin nicht gut genug!

 

Kennst du solche und ähnliche Sätze? Diese klingen sicherlich wenig nach Liebe oder Selbstliebe. Be- und verurteilendes Denken verursachen negative Energien in uns selbst und in unserem Umfeld. Wünschst du dir mehr Liebe und Selbstliebe in deinem Leben? Dann solltest du dir über die Auswirkungen bewusst sein. Mit etwas Übung lassen sich solche Gedankenmuster umwandeln.

 

Gedankenexperiment

 

Natürlich ist es vollkommen in Ordnung und sogar notwendig auch mal Dampf abzulassen und zu schimpfen. Es geht hier jedoch um das kontinuierliche und immer wiederkehrende verurteilende Gedankenmuster. Diese negative Energie zieht noch mehr negative Energie an. Nicht nur, wenn wir über andere urteilen, sondern auch, wenn wir über uns selbst urteilen. Negative Selbstbeurteilungen sind Gift für unsere Laune, unsere Energie und unser Umfeld. Um unsere Selbstliebe ist es damit auch nicht besonders gut bestellt.

 

Probiere es mit einem kleinen Gedankenexperiment aus. Sage dir mehrmals:

 

„Ich bin dumm. Ich kriege nichts hin.“

 

Wiederhole die Sätze und lasse sie auf dich wirken.

Wie fühlst du dich dabei? Angespannt? Ist es unangenehm?

 

Genau diese unangenehmen, angespannten Gefühle bekommst du auch, wenn du unbewusst solche negativen Sätze zu dir sagst und nicht darauf achtest, was in dir passiert. Deshalb wandle solche negativen Sätze sofort um in Sätze, die sich auf deine Bedürfnisse oder deine Gefühle beziehen. So könnte der oben genannte Satz z. B. neu lauten: „Ich wäre gern stolz auf mich.“ oder „Ich möchte mich mehr wertschätzen“. Wenn du noch nicht wirklich stolz auf dich bist, dann bringt es auch nichts zu sagen: „Ich bin stolz auf mich“. Dein Gehirn weiß, dass es nicht so ist und wird deine Affirmation boykottieren. Wenn du es aber als Bedürfnis äußerst, öffnet sich ein neuer Raum, der Platz für dich schafft, um herauszufinden, was du tun musst, damit du stolz auf dich bist oder dich mehr wertschätzen kannst. Das verbindet dich mit dem, was du willst, anstatt mit dem, was nicht möglich ist oder du gerade nicht kannst. Wenn du deine Bedürfnisse kennst, kannst du herausfinden, mit welcher Handlung du auf sie reagieren willst.

 

Denke an ein Urteil, das du über dich selbst fällst und wandle es in ein Gefühl/ein Bedürfnis um:

 

- Urteil: Ich …

 - Gefühl/Bedürfnis: Ich …

 

Was wir anderen zufügen, kehrt zu uns zurück

 

Urteile über andere sind nicht wirklich besser als Selbstbeurteilungen. Ganz im Gegenteil. Alles was wir anderen zufügen, kehrt zu uns selbst zurück. Das ist so sicher wie die Erde rund ist, wie das „Amen“ in der Kirche.

 

Über andere zu urteilen, verschafft uns zuerst das Gefühl, Dampf abzulassen, uns abzureagieren. Ich selbst erwische mich auch noch gelegentlich dabei, wenn ich gerade genervt bin. In Wahrheit haben solche Bewertungen jedoch negative Auswirkungen. Sie schaffen ein schlechtes Klima in uns selbst und in unserem Umfeld. Genau das spüre ich deutlich, wenn ich auf diese Weise mal „Dampf abgelassen“ habe oder andere in meiner Umgebung voll von Urteilen über andere Menschen sind. Beurteilungen über andere haben darüber hinaus meist mehr mit uns selbst, als mit der anderen Person zu tun.

Außerdem verringern negative Bewertungen unsere Chancen, dass wir das, was wir von den Anderen erwarten, auch erhalten. Wenn du jemandem vorwirfst: „Du hörst mir nie zu!“ hat die Person wahrscheinlich ehr Lust, sich die Ohren zuzuhalten, als dir zuzuhören. 😉

 

Der wirksamste Akt des guten und liebevollen Umgangs mit uns selbst, besteht darin, verurteilende Worte umzuwandeln in „Ich möchte, dass …“. Wenn du dich in deinen Worten auf das konzentrierst, was du möchtest (auf deine Bedürfnisse), erhöhst du deine Chancen, es auch zu erhalten.

 

 Denke an ein Urteil, das du über jemand anderen gefällt hast und wandle es in ein Gefühl/ein Bedürfnis um:

 

 - Urteil: Du …

 - Gefühl/Bedürfnis: Ich möchte, dass …

 

„Wenn ich mir dir spreche und du schaust auf dein Handy, fühle ich mich verunsichert. Interessiert dich das, was ich dir erzähle? Ist das der richtige Moment darüber zu sprechen?“.

 

Mit solchen Sätzen oder Fragen gewinnst du die Aufmerksamkeit zurück und drückst aus, was du möchtest, anstatt blind Vorwürfe zu machen.

 

Worte bauen auf - oder zerstören

 

Das Entscheidende auf dem Weg zu mehr Selbstliebe ist, dass du dich mit dem verbindest, was du gern hättest und dich mit der Energie der Fülle äußerst, anstatt mit der Energie des Mangels und des Klagens.  – Niemand hat gesagt, dass das einfach wäre 😉 Es gehört ein bisschen Übung dazu, um diese Art der Äußerung im Alltag immer mehr zu integrieren.

 

Hier noch eine kleine Geschichte, die dir zeigt, welche Wirkungen Worte haben, die wir zu anderen sagen:

 

Im Unterricht forderte der Lehrer die Schüler auf, ein Haus zu zeichnen. Ein kleines Mädchen zeichnet ein grünes Haus mit roten Fensterläden und einem orangefarbenen Weg. Spöttisch fragt der Lehrer: „Was ist nur in dich gefahren? Hast du schon mal ein grünes Haus gesehen?“ Das kleine Mädchen wird blass und hört auf zu zeichnen.

Ein Jahr darauf. Neue Zeichenstunde, anderer Lehrer. Er fordert die Schüler auf, ein Haus zu zeichnen. Am Ende der Stunde gibt das Mädchen ein leeres Blatt ab. Der Lehrer ergreift es und ruft aus: „Oh, was für ein schönes eingeschneites Haus!“

 

 

Quelle: Das kleine Übungsheft „Selbstliebe“


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